Mindset-Training oder andere Rahmenbedingungen: was fördert Veränderung?

Der Rahmen macht den Unterschied or just another f**ing mindset training

Sind die Menschen falsch oder die Rahmenbedingungen? Müssen sich die Menschen ändern oder die Rahmenbedingungen? Unser Verhalten wird von vielen Faktoren beeinflusst – von unserer Biologie, von unseren Erfahrungen und Erlerntem, von Glaubenssätzen, von unseren Emotionen… Und eben auch von der Umwelt, von den Rahmenbedingungen in denen wir uns bewegen. Was ich in Unternehmen, in Teams beobachte: häufig versuchen wir die Menschen zu verändern und zu einem anderen Verhalten zu bewegen. Während wir gleichzeitig die Rahmenbedingungen in denen Menschen arbeiten, als gegeben nehmen und nicht als Einflussfaktor für Veränderungen nutzen.

Der Rahmen macht den Unterschied

„Wir brauchen hier ein anderes Mindset“

Das ist eine Forderung, die ich sehr häufig von Führungskräften höre, wenn es um eine angestrebte Veränderung im Unternehmen oder Team geht. Oder wenn es nicht so läuft, wie geplant. Dahinter stehen Wünsche wie „ich möchte, dass unsere Mitarbeiter mehr Verantwortung übernehmen. Unsere Mitarbeiter sind zu problemorientiert. Die Mitarbeiter machen nur Dienst nach Vorschrift. Wie kann ich sie motivieren? Die Mitarbeiter sollen kundenorientierter sein.
Die Proaktivität und Risikobereitschaft soll steigen…“ 

Schnell wird dann der Ruf nach einem Kulturwandel laut, nach einem Training, das das richtige Mindset vermitteln soll.

Lasst uns einen Workshop zum Thema „unternehmerisch Denken und Handeln“ machen. Eine Selbstlernreihe zu einer positiven Grundhaltung aufsetzen. Eine Workshopreihe zum Thema Lösungsorientierung und Eigenverantwortung.

Auch die Social Media Kanäle sind voll davon:

  • 10 Tipps um ihre Mitarbeiter zu motivieren
  • So schaffen Sie ein kundenorientiertes Mindset bei allen Mitarbeitern
  • Eigenverantwortung bei den Mitarbeitern stärken – in 5 Schritten zur Erfolg
  • Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen – so starten Sie mit dem richtigen Mindset in eine Führungsrolle

Es gibt unzählige Trainings zur Veränderung der Haltung, des Mindsets. Fast jedes Unternehmen hat ein Kulturprogramm im Einsatz, das eine bestimmte Einstellung/Haltung aller Mitarbeitenden im Unternehmen zum Ziel hat.

Don`t get me wrong: ich finde das gemeinsame Erarbeiten in Workshops super, wenn sie gut durchdacht und gemacht sind. Ich finde auch dass die Unternehmenskultur eine große Bedeutung hat. Und Mindset-Arbeit ist per se nichts schlechtes.

Was ich mich aber frage: macht es Sinn sich darauf zu fokussieren die Menschen in Unternehmen zu ändern oder kann ich auch woanders ansetzen? 

Die Realität im Unternehmen oder es lebe die Parallelwelt

  • Wunsch: „denkt und handelt unternehmerisch“
    Parallel: eine Papiergenehmigungsorgie für Ausgaben in Höhe von 10 Euro. Eine Reiseplanung basierend auf fixen Regeln (diese drei Hotels kannst du buchen – auch wenn sie doppelt so teuer sind wie die Pension, die die direkt neben dem Kundenstandort liegt).
  • Wunsch: „agiert eigenverantwortlich“
    Parallel: Micromanagement – jeder Schritt, jede Entscheidung muss dokumentiert, gerechtfertigt und genehmigt werden. Reporting Exzesse bis ins kleinste Detail.
  • Wunsch: „seid bereit auch mal ein Risiko einzugehen“
    Parallel: wenn was schief läuft, suchen wir erst mal nach dem Schuldigen
  • Wunsch: „handelt kundenorientiert“
    Parallel: die internen Prozesse hindern die Kundenorientierung. Sie sind wichtiger als der Kunde und werden nicht in Frage gestellt. Auch wenn die halbe Organisation weiß, dass sie hinderlich sind und Worksarounds aufgebaut werden, um die Prozesse zu umgehen.
  • Wunsch: „mehr Frauen in Führungspositionen“
    Parallel:  das Management-Meeting findet jeden Montagmorgen um 08:00 Uhr statt. Für alle mit Langschläferkindern oder „17 Minuten für welches T-Shirt darfs heute sein-Kids“ eine echte Herausforderung. Und da es warum auch immer häufig Frauen sind, die die Kinder in den Kindergarten bringen, ein NoGo.
     

Müssen sich die Menschen ändern oder die Rahmenbedingungen?

Ist das nicht paradox? Wir lassen das Umfeld, die Rahmenbedingungen wie sie sind – und erwarten gleichzeitig ein verändertes Mindset. Und ein geändertes Verhalten und ein anderes Ergebnis wie bisher.

Wie wäre es, den Fokus auf die Rahmenbedingungen, nicht nur auf die Menschen zu legen? So komisch das auch klingt. Sprich, bevor ich Menschen in ein Training schicke, damit sie motivierter, positiver, lösungsorientierter, veränderungsbereiter werden, werfe ich erstmal einen Blick auf die Rahmenbedingungen. Fördern diese Motivation? Tragen diese dazu bei lösungsorientierter zu denken? Bieten diese Raum für Veränderung? Ermöglicht der Rahmen denn überhaupt ein anderes Verhalten als heute?

Was braucht es um einen solchen Rahmen, solche Bedingungen zu schaffen?
Auf jeden Fall die Bereitschaft Bestehendes zu hinterfragen. Strukturen anzupassen. Freiräume zu ermöglichen. Vertrauen. Mut. Wollen. Sich selbst zu hinterfragen. Verantwortung abzugeben, nicht nur Pseudomäßig.

Ist das immer leicht? Sicher nicht. Ist es immer und überall möglich? Sicher nicht. Aber häufiger als gedacht. Und es lohnt sich. Oder was spricht dagegen das wöchentliche Management-Meeting eine Stunde später einzuplanen?
 

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